WEITERE FRAGEN

Wenn uns in der Vergangenheit jemand betrogen hat und die Erinnerung daran in der Gegenwart aufkommt, was sollen wir dann tun? Wie kann man ohne Vorurteile sein?

Wie man Meinungen los wird

Wenn dich jemand betrogen hat, dann solltest du dich nicht ständig daran erinnern. Es ist sehr schädlich, über die Vergangenheit nachzudenken. Du solltest einfach 'sehen', was diese Person in der Gegenwart macht. Andernfalls nennt man das ein Vorurteil.

Fragender: Aber sollte ich das nicht in meinem Bewusstsein (Dhyan) behalten? 

Dadashri: Das ist sicher von Natur aus da. Es wird zu einem Vorurteil, wenn du es in deinem aktiven aufmerksamen Gewahrsein behältst. Vorurteile zerstören die Interaktionen des weltlichen Lebens. Du solltest frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) bleiben. Du wirst dir der Vergangenheit auf natürliche Weise gewahr sein, aber das ist nicht hilfreich. Er hat sich dir gegenüber aufgrund deines eigenen sich entfaltenden Karmasso verhalten, wie er es getan hat. Sein Verhalten dir gegenüber wird positiv sein, wenn dein sich entfaltendes Karma gut ist. Habe deshalb keine Vorurteile. Wie kannst du wissen, ob die Person, die dich früher betrogen hat, heute gekommen ist, um dir einen Vorteil zu bringen? Interagiere mit ihm, wenn du möchtest, und interagiere nicht mit ihm, wenn du das nicht möchtest. Wenn jedoch die Zeit kommt und du mit ihm interagieren musst, dann hege keine Vorurteile gegen ihn.

Fragender: Verhindert es unseren Zustand, frei von Anhaftung und Abscheu (vitaraagata) zu sein, wenn wir Meinungen haben?

Dadashri: Ja, du solltest keine Meinungen haben. Meinungen gehören zum Nicht-Selbst, und du musst 'wissen', dass es falsch ist, Meinungen zu haben, dass dies schädlich ist. Du bindest Meinungen durch deinen eigenen Fehler und deine eigene Meinung. Welches Recht hast du, dir Meinungen zu bilden?

Fragender: Wenn eine Meinung gebildet wird und sie nicht ausgewaschen wird, wird damit Karma gebunden?

Dadashri: Für denjenigen, der Akram Vignan erreicht hat und für den die Trennung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst geschehen ist, geschieht kein Binden von Karma. Ja, wenn kein Pratikraman für die Meinung gemacht wird, dann wird es weiterhin eine Wirkung auf die andere Person haben, und sie wird keine positiven Gefühle dir gegenüber hegen. Wenn man mit einer reinen inneren Absicht lebt, dann wird man nicht ein einziges Karma binden. Wenn man Pratikraman macht (um Vergebung bitten), wird die Wirkung der Verletzung verschwinden. Spirituelle Bemühung (Purusharth) bedeutet: „Teile durch sieben, wenn es mit sieben multipliziert wurde.“

Alles, von Geburt bis zum Tod, ist in den Händen der sich bedingenden Umstände, worin liegt also die Notwendigkeit, irgendeine Meinung zu haben? Nachdem du das Wissen über das Selbst erlangt hast, nachdem du die Beziehung des Wissenden zu dem zu Wissenden (Gnata-Gneya) erlangt hast, dann bestehst Du alles mit Bravour, wenn Du die wenigen Meinungen loswirst, die noch übrig sind. 

Aufgrund der Meinungen kannst du die Dinge nicht so 'sehen', wie sie sind. Du kannst die Glückseligkeit der Befreiung nicht erfahren, weil es die Schleier der Meinungen gibt. Du kannst fehlerlos werden, wenn du überhaupt keine Meinungen hast. Wenn du nach dem Erlangen der Selbst-Realisation noch Meinungen hast, wirst du als frei betrachtet, aber nicht absolut frei. Dein unendlicher Zustand absolut frei von jeglicher Beeinträchtigung (Samadhi) ist nur aufgrund von Meinungen gestoppt. 

Die Ursachen, die im vergangenen Leben erschaffen wurden, entfalten sich als Wirkungen in diesem Leben. Zu diesen Wirkungen die Meinung: „Das ist gut und das ist schlecht“ abzugeben, erzeugt Anhaftung und Abscheu. Handlungen (Kriya) erschaffen keine Ursachen bzw. binden kein Karma. Ursachen werden durch Meinungen erschaffen.

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